Der Sitz des Bewusstseins
Mindestens zwei Gehirnregionen entscheiden, was wir wahrnehmen
Noch nie war der Mensch so vielen Reizen ausgesetzt wie heute. Einen Großteil der auf uns einströmenden Sinneseindrücke nehmen wir jedoch gar nicht bewusst wahr. Unser Gehirn verarbeitet diese Eindrücke, ohne dass wir das merken. Aber wo entscheidet das Gehirn, was unser Bewusstsein erreicht und was nicht? Untersuchungen am Gehirn von Makaken zufolge sind dafür Nervenzellen in mindestens zwei Gehirnregion verantwortlich: dem Schläfen- und dem Frontallappen. Von diesen Erkenntnissen könnten beispielsweise Koma-Patienten profitieren.
Die Großhirnrinde, also der von Windungen und Furchen durchzogene äußere Teil des Gehirns ist an unserem Bewusstsein maßgeblich beteiligt. Wenn Makaken etwas sehen und dies bewusst wahrnehmen, sind Nervenzellen im Schläfenlappen der Großhirnrinde aktiv. Soviel ist schon bekannt. Aber ist dieser Teil des Gehirns tatsächlich der alleinige Sitz des Bewusstseins, oder sind auch noch andere Gebiete daran beteiligt?
Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut in Tübingen haben die Aktivität von Nervenzellen im Gehirn von Makaken gemessen, während die Tiere Bilder auf einem Bildschirm beobachteten. Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass Nervenzellen in einem Teil des Frontallappens der Großhirnrinde Nervenzellen aktiv sind, wenn den Affen das Gesehene bewusst ist. Auch diese Gehirnregion scheint also eine Rolle dabei zu spielen, welche Eindrücke unser Bewusstsein erreichen.
Der Inhalt des Bewusstseins sitzt folglich mindestens in zwei verschiedenen Gehirnregionen. Die Entscheidung, welche Sinneseindrücke unser Bewusstsein erreichen, wird also nicht in einer einzigen Gehirnregion getroffen. Vielmehr müssen Nervenzellen aus verschiedenen Gehirnregionen dafür zusammenarbeiten. Mithilfe der Untersuchungen an den Affen lässt sich also herausfinden, wie Bewusstsein entsteht. Dieses Wissen könnte künftig Menschen mit Bewusstseinsstörungen zugutekommen.