Starker Zusammenhalt zwischen alter und junger Generation

Langzeitstudie zeigt Chancen und Risiken für die alternde Bevölkerung in Europa

30. Oktober 2015

Trotz der zunehmenden Alterung der Gesellschaft kann die soziale und wirtschaftliche Teilhabe alter Menschen weiter gestärkt werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein interdisziplinäres Team europäischer Wissenschaftler bei ihrer Auswertung der jüngsten Daten aus der Langzeitstudie SHARE („Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“). In dem internationalen Umfrageprojekt werden alle zwei Jahre Studienteilnehmer über 50 in ganz Europa befragt. Dadurch können die Forscher beobachten, wie sich die wirtschaftliche, gesundheitliche und soziale Lage älterer Menschen in Europa verändert. Koordiniert wird das Projekt vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik.

„Die Wahrnehmung, dass das Altern der Bevölkerung zu einem Krieg zwischen den Generationen führt, mag im Fernsehen beliebt sein, aber die Fakten sprechen eine andere Sprache“, betont Axel Börsch-Supan, wissenschaftlicher Leiter von SHARE und Direktor am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik. „Der Zusammenhalt zwischen den Generationen ist nach wie vor stark in Europa.“ Das ist eines der Ergebnisse der aktuellen Befragungswelle von SHARE. Danach ist der Zusammenhalt zwischen den Generationen besonders stark in Ländern, die ein gut ausgebautes Sozialsystem haben und in denen die soziale Ungleichheit niedrig ist.

Die Auswertung ist jetzt in dem Buch „Ageing in Europe - Supporting Policies for an Inclusive Society“ erschienen. „Trotz der alternden Bevölkerung stehen die Chancen gut, die Lebensqualität von Senioren weiter zu steigern, wenn die Politik unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse und Daten nutzt“, sagt Börsch-Supan. Dabei sei materielle Versorgung nicht alles. Wenn die Politik das Gesundheitssystem und die soziale Vorsorge stärke, trage das ebenfalls dazu bei, die soziale Isolation älterer Menschen zu verringern. Weitere Kapitel des Buches befassen sich mit der Beschäftigungssituation von Älteren und mit der Belastung von Männern und insbesondere Frauen, die Angehörige pflegen.

Bei der Vorstellung des Buches in Brüssel war auch Ruth Paserman, Stellvertretende Kabinettschefin bei der Kommissarin für Soziales und Beschäftigung, zu Gast. Sie betonte den praktischen Nutzen der Ergebnisse: „Das Wissen, das wir aus SHARE ziehen können, wird uns dabei unterstützen, die Lebensarbeitszeit zu reformieren und die sozialen Sicherungssysteme nachhaltig auf die alternde Bevölkerung auszurichten.“ Nun gehe es darum, mehr Länder an der Umfrage zu beteiligen, um noch besser voneinander lernen zu können.

JH/MEZ

Zur Redakteursansicht