Sind sie wirklich pluripotent?
Immer wieder berichten Forscher davon, dass sie Körperzellen oder adulte Stammzellen zu pluripotenten Stammzellen („iPS-Zellen“) umprogrammiert haben. Mitunter aber fehlt der zweifelsfreie Nachweis der Pluripotenz – selbst wenn die entsprechenden Resultate in hochrangigen wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht wurden. Ein seriöser Nachweis von Pluripotenz fußt auf verschiedenen Tests:
- Nachweis von Marker-Genen: In iPS-Zellen sind Gene wie Oct4 angeschaltet, die in ausdifferenzierten Körperzellen verstummt sind.
- Nachweis der Teratom-Bildung: Injiziert man pluripotente iPS-Zellen unter die Haut von Mäusen, entsteht eine besondere Tumor-Form, das sogenannte Teratom. Diese Geschwulst enthält verschiedene Typen von Körperzellen und ähnelt embryonalen Tumoren mit Bildung der drei „Keimblätter“, aus denen sich verschiedene Gewebearten entwickeln.
- Nachweis der Zelldifferenzierung: Aus iPS-Zellen lassen sich in der Kulturschale im Prinzip alle Zelltypen des Körpers herstellen. Auch hier ist es unabdingbar, Zellen der drei Keimblätter zu züchten und funktionell nachzuweisen.
- Nachweis der Chimären-Bildung: Man spritzt die iPS-Zellen in Maus-Embryonen und beweist, dass sie im heranwachsenden Organismus enthalten sind. Üblicherweise werden die iPS-Zellen mit einem Fluoreszenz-Gen markiert, das sie unter einem Mikroskop als leuchtendes Gewebe sichtbar macht. Der Nachweis von iPS-Zellen, die zu Zellen der Keimbahn herangereift sind, gilt hierbei als besonders wichtig, weil er beweist, dass die Zellen ihre Erbinformation in die nächste Generation tragen könnten.
Den ultimativen Nachweis der grundsätzlichen Pluripotenz von iPS- Zellen haben übrigens im Sommer 2009 chinesische Forscher mit einer besonderen Variante der Chimären-Bildung erbracht: Sie erzeugten aus reprogrammierten Körperzellen lebensfähige Mäuse, die zu fast 100 Prozent von den iPS-Zellen abstammen.