Unerschrocken zum Touchdown
Auf dem College nannten sie ihn wegen seiner Figur und seines ausgeprägten Willens einfach stump – Baumstumpf. Heute ist der ehemalige Footballspieler Samuel Young ein anerkannter Neurowissenschaftler. Mit innovativen Werkzeugen und ausgefeilten Techniken möchte er herausfinden, wie Nervenzellen miteinander kommunizieren. Der Nachwuchsgruppenleiter am
Max Planck Florida Institute ist Forscher durch und durch. Doch seine Karriere verlief ungewöhnlich.
„Die Möglichkeiten, die Max-Planck bietet – ohne den Druck, ständig Forschungsanträge schreiben oder zu viel unterrichten zu müssen –, und die Ideale, für die Max-Planck steht, waren sehr verlockend“, sagt Sam Young. „Ich kannte das Ökosystem Max-Planck bereits von Göttingen sehr gut, und das neue Institut gab mir die Möglichkeit, weiter in der Max-Planck-Familie zu arbeiten.“
Mit dem von ihm entwickelten Instrumentarium ging Young daran, die Feinmechanik der synaptischen Signalübertragung weiter aufzudröseln. Seine viralen Genfähren erlauben ihm, Neuronen genetisch zu manipulieren, seine innovativen chirurgischen Methoden und die Patch-Clamp-Technik helfen, präzise Messungen auszuführen. Auf diesem Weg will er künftig unter anderem genauer untersuchen, wie die Vesikel mit den Botenstoffen funktionsfähig gemacht werden, welche Rolle ausgewählte Proteine dabei spielen und wie die Kalziumkanäle an der aktiven Zone des präsynaptischen Spalts angeordnet sind. „Wir müssen quantitative Messungen gemeinsam mit molekularen Manipulationen machen, denn nur mit ihnen können wir akkurate Modelle dazu entwickeln, wie Synapsen funktionieren“, sagt der Forscher.
Zudem ist er dabei, gemeinsam mit der Florida Atlantic University ein Doktorandenprogramm in Neurowissenschaften auf die Beine zu stellen. Und er hat bereits ein neurowissenschaftliches Symposium organisiert, mit dem dieses Graduiertenprogramm lanciert wurde. „Hier können wir etwas Besonderes aufbauen“, sagt er und strahlt. Der Zuhörer ist überzeugt, dass das Programm ein Erfolg wird. Sam Young hat einen starken Willen.
GLOSSAR
Adenoviren
Eine Gruppe von Viren, die menschliche und tierische Zellen infizieren können. Sie gelangen in von der Zellmembran abgeschnürten Bläschen ins Zellinnere. Adenoviren besitzen zudem keine Virushülle und sind sehr widerstandsfähig. Wissenschaftler verwenden sie häufig, um Gene in Körperzellen einzuschleusen. Natürliche Adenoviren können beim Menschen Infektionen wie Atemwegserkrankungen oder Magen-Darm-
Infektionen hervorrufen.
Ionenkanäle
Kanalförmige Proteine in der Membran von Zellen, durch die elektrisch geladene Teilchen wie Natrium-, Kalzium-, oder Chloridionen ein- oder ausströmen können.
Verschiedene Auslöser können die räumliche Struktur des Proteins verändern, sodass der Kanal durchlässig oder blockiert wird. Dazu zählen elektrische und mechanische Spannung, Bindungspartner und Licht. Ionenkanäle bestimmen wesentlich die elektrischen Eigenschaften einer Zelle.
Virale Gentherapie
Die virale Gentherapie wird dazu genutzt, genetisch bedingte Erkrankungen zu heilen. Dabei fungieren Viren als Vehikel, um eine funktionstüchtige Version des defekten Gens in bestimmte Zellen einzubringen. Die gentechnisch veränderten Viren können Zellen zwar infizieren, sich aber nicht weiter vermehren.