Heute vor 50 Jahren…
… reiste der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft und Nobelpreisträger Adolf Butenandt nach Spanien. Mit dieser zehntägigen Reise vom 9. bis 18. Dezember 1963 folgte er einer Einladung des Spanischen Forschungsrats in Madrid. Erklärtes Ziel war es, die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem franquistischen Spanien auszubauen und zu vertiefen.
Zugleich galt es, sich einen Überblick über die Situation in Wissenschaft und Forschung zu verschaffen. Bislang beschränkten sich die Beziehungen auf persönliche Kontakte zwischen einzelnen Wissenschaftlern, eine Zusammenarbeit, die durchaus zu sehr fruchtbaren Ergebnissen geführt hatte.
Begleitet wurde Butenandt während der zahlreichen Treffen, Besichtigungen und weiteren Programmpunkte vom Generalsekretär des höchsten spanischen Gremiums für Forschung und Wissenschaft, José Maria Albareda. Dass dieser gelernter Chemiker und Pharmakologe war, bereicherte den ohnehin positiven Umgang. Butenandt kam nicht nur mit Rektoren, Dekanen und Kollegen der Universitäten ins persönliche Gespräch. Im Rahmen einer Privataudienz bei Staatschef Generalísimo Franco im Beisein des spanischen Erziehungsministers konnte er auch seine Ziele vorstellen. Mit großer Aufgeschlossenheit auf beiden Seiten wurden Fragen der Wissenschaftspflege und die Notwendigkeit der Stärkung der europäischen Zusammenarbeit diskutiert.
Zu weiteren Höhepunkten der Reise zählte Butenandts Ernennung zum Ehrenmitglied des Spanischen Forschungsrats und die feierliche Verleihung der Ehrendoktorwürde nach tradiertem Ritus an der Universität Madrid. Dabei wurde die wichtige Verbindung von Forschung und Lehre betont, wofür nicht zuletzt Butenandts Stellung als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft und gleichzeitig Ordinarius für Chemie an der LMU München zu stehen schien. Er selbst versicherte in einem Brief an den Generalsekretär des Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC) am 19. Dezember 1963:
„Von meiner Seite aus wird alles geschehen, um … die Intensivierung der wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland voranzutreiben.“
Man vereinbarte kürzere Austauschprojekte von spanischen und deutschen Wissenschaftlern. Die Aufgabe der Max-Planck-Gesellschaft sollte zusammen mit anderen in der Vermittlung von Kontakten liegen. Zunächst sollte sich der Austausch auf Professoren beschränken. Langfristig wurde die Ausbildung von Nachwuchskräften in Aussicht gestellt, wozu Gastprofessuren in Spanien eingerichtet werden sollten. Als unnötig bewerteten die Spanier dagegen die Einrichtung von deutschen Forschungsaußenstellen.
Die spanische Presse berichtete ausführlich über die Reise des Max-Planck-Präsidenten. Bereits wenige Wochen später wurden erste Voraussetzungen für eine spanisch-deutsche Zusammenarbeit geschaffen. Aber auch neu geknüpfte und forthin gepflegte Kontakte zeigen, dass ein Anfang gemacht wurde, die Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien zu fördern.