Nobelpreisträger treffen Nachwuchswissenschaftler

4. Juli 2014

Vom 29. Juni bis 4. Juli haben sich rund 600 Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt mit den Koryphäen ihres Faches am Bodensee getroffen. Darunter waren auch 19 junge Forscher aus Max-Planck-Instituten, so viel wie nie zuvor

Erstmals in der Geschichte der Lindauer Nobelpreisträgertagungen war der Anteil der Frauen unter den jungen Forschern mit 52 Prozent höher als jener der Männer (48 Prozent). Eine kleine Gruppe ausgewählter Nachwuchsforscher erhielt zudem die einmalige Gelegenheit, ihre Projekte in einer Master Class vorzustellen und zu diskutieren. Der Themenschwerpunkt war in diesem Jahr die Medizin.

„Die ausgewählten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehören zu den besten ihrer Jahrgänge“, sagte Stefan Kaufmann, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und Mitglied im Auswahlkomitee. „Es handelt sich um die nächste Generation von Spitzenforschern".

„Von den Begegnungen mit Nobelpreisträgern erhoffen sie sich Inspiration“, ergänzte Klas Kärre, Professor für molekulare Immunologie am Stockholmer Karolinska Institutet. Kärre gehört seit 2006 dem Nobelkomitee an, das die Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin auswählt.

Neueste Erkenntnisse der Krebs- und Aidsforschung

Als Kuratoriumsmitglieder und Wissenschaftliche Leiter der 64. Nobelpreisträgertagung waren Kaufmann und Kärre auch für das Tagungsprogramms verantwortlich. Im Mittelpunkt der zahlreichen Vorlesungen, Podiumsdiskussionen und Master Classes standen molekulare, genetische und zelluläre Mechanismen, denn sie sind ein Schlüssel zur Prävention und Heilung von Krankheiten.

Einige Nobelpreisträger wie J. Michael Bishop oder Harald zur Hausen stellten neueste Erkenntnisse der Krebsforschung vor. Von Fortschritten im Kampf gegen HIV/AIDS berichtete unter anderem Françoise Barré-Sinoussi, ebenfalls 2008 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Ein anderes wichtiges Thema, dem sich Elizabeth H. Blackburn (Medizin-Nobelpreis 2009) widmete, war der Prozess der Zellalterung und die damit verbundenen Krankheiten.

Berufliche und private Kontakte knüpfen

Als junge Wissenschaftler in Lindau dabei zu sein, gilt als besondere Auszeichnung. Joanna Adamczak, Post-Doktorandin am Max-Planck-Institut für neurologische Forschung in Köln hat von der Doktorandenvertretung PhDnet von der Tagung in Lindau erfahren. „Ich freue mich sehr auf das Treffen“, sagte die Wissenschaftlerin, die in ihrer Doktorarbeit die Regenerationsfähigkeit von Nervenzellen und Blutgefäßen nach einem Schlaganfall untersucht hat.

Manuela Weitkunat, Doktorandin am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, erhoffte sich von Lindau „lebhafte Debatten, Impulse und Ideen“. Sie war vor allem gespannt auf eine Panel-Diskussion am 2. Juli. Diese drehte sich um die Frage, wie rein Hypothesen getriebene Forschung mit anderen Ansätzen kombiniert werden kann („Large Data and Hypothesis-Driven Science in the Era of Post-Genomic Biology“). In ihrer Doktorarbeit interessiert sie sich unter anderem für die molekularen Grundlagen, die die Interaktionen zwischen Muskeln und Sehnen steuern.

Die Teilnahme der Nachwuchswissenschaftler an der Lindauer Nobelpreisträgertagung wird von der Max-Planck-Gesellschaft finanziell mit jeweils 2500 Euro unterstützt. Alle Teilnehmer werden vom geschäftsführenden Direktor des jeweiligen Instituts vorgeschlagen und vom Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft nominiert. Sie können auf der Tagung ein Netzwerk beruflicher und privater Kontakte knüpfen. Bei einem gemeinsamen Abendessen am 1. Juli trafen sie unter anderem auf Nobelpreisträger der Forschungsorganisation: Erwin Neher (Nobelpreis für Medizin 1991), Hartmut Michel (Nobelpreis für Chemie 1988) und Robert Huber (Nobelpreis für Chemie 1988).

Lange Tradition der Tagung

Seit 1951 bieten die alljährlichen Lindauer Nobelpreisträgertagungen Wissenschaftlern ein weltweit beachtetes Forum für den Austausch und die Kontaktpflege. Neben den wechselnden Treffen in Medizin, Physik und Chemie gibt es regelmäßige interdisziplinäre Treffen. Im August treffen sich darüber hinaus alle drei Jahre Nobelpreisträger aus den Wirtschaftswissenschaften mit jungen Studenten in Lindau.

lindau-nobel.org/BA

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