Peinlich, wenn man grußlos am Chef vorbeigeht. Gefährlich, wenn man einem Fremden zu vertraut entgegentritt. Das Erkennen von Gesichtern ist eine der wichtigsten sozialen Fähigkeiten des Menschen. Es geschieht im Bruchteil einer Sekunde - eine phänomenale Leistung des Gehirns.
Wie Menschen Gesichter erkennen, untersuchen Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Eine Forschergruppe um die Biologin Dr. Isabelle Bülthoff hat dazu eine einzigartige Datenbank aus 200 lebensechten Gesichtern aufgebaut. Diese künstlichen Köpfe lassen sich beliebig manipulieren: sie können miteinander gemischt, männlicher oder weiblicher gemacht werden und sogar durchschnittlicher oder charakteristischer.
Mit dieser Gesichter-Datenbank und ausgeklügelten Experimenten sammeln die Tübinger Forscher spannende Erkenntnisse über das Erkennen: Welche Rolle spielt beim Gesichter-Erkennen die Form des Gesichts? oder das Geschlecht des anderen? Wie wichtig ist seine Mimik?
Eine neue Animationstechnik hilft, die Frage zu klären: künstliche Gesprächspartner aus dem Computer, die z.B. als virtuelle Verkäufer zum Einsatz kommen können - oder als Trainingspartner bei der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten: Das virtuelle Spiegelbild könnte ihnen helfen, die Mimik wiederzugewinnen.