Tierversuche in Deutschland
2022 wurden an den Max-Planck-Instituten 293.900 Versuchstiere eingesetzt. Diese Zahl beinhaltet 77.512 Tiere, welche zur Gewinnung von Organ- oder Gewebeproben verwendet wurden und vor ihrem Tod keiner Belastung ausgesetzt waren. Im Vergleich zu 2021 (314.613 Versuchstiere) ist somit die Anzahl der in Experimenten verwendeten Tiere um 6,5 Prozent zurückgegangen. Der Rückgang lässt sich überwiegend durch die Umstellung auf nichtinvasive Genotypisierungsmethoden erklären. Aufgrund dieser im Sinne des Tierwohls sehr positiven Entwicklung erfahren die betroffenen Versuchstiere nunmehr keinerlei Belastung und werden somit nicht mehr erfasst.
Ein weiterer Grund könnte die erfolgreiche Anwendung von Strategien zur Reduktion von Versuchstieren in Forschungsstudien, sowie die vermehrte Nutzung von Ergänzungs- oder Alternativmethoden im Sinne der 3R sein. Den größten Anteil an den Versuchstieren machten mit rund 78,2 Prozent Nagetiere (Mäuse und Ratten), gefolgt von Fischen (19,5 Prozent) aus. Andere Tiergruppen, wie beispielsweise Vögel (1,62 Prozent), kamen an den Max-Planck-Instituten in deutlich geringerem Umfang als Versuchstiere zum Einsatz.
Die Max-Planck-Gesellschaft verwendet für ihre Forschung prozentual deutlich mehr Fische als im Bundesdurchschnitt und erfüllt damit eine wesentliche Vorgabe des deutschen Tierschutzgesetzes, nach der möglichst niedrig organisierte Wirbeltiere zu Versuchszwecken eingesetzt werden sollen. Der hohe Anteil von Fischen beruht aber auch auf ihrer Bedeutung für die Grundlagenforschung: Insbesondere der Zebrafisch (Zebrabärbling) ist für die Molekular- und Entwicklungsbiologie sowie die Neurowissenschaften inzwischen ein ganz wichtiger Modellorganismus. Betrachtet man die Art der Verwendung so sind entsprechend der wissenschaftlichen Ausrichtung der Max-Planck-Gesellschaft 72,2 Prozent aller Tiere der Grundlagenforschung zuzuordnen.
2022 wurden an unseren Instituten 19 nichtmenschliche Primaten in genehmigungspflichtigen Versuchen verwendet.
Schweregrad der Versuche
2022 wurden an Max-Planck-Instituten vorwiegend Versuche mit geringer Belastung durchgeführt (84,0 Prozent); der Anteil an Tierversuchen mit mittlerer Belastung lag bei 14,0 Prozent. Lediglich 1,0 Prozent der Versuche an Max-Planck-Instituten wurden als schwer belastend eingestuft. Der Anteil an Tierversuchen, die vollständig unter Vollnarkose durchgeführt wurden, aus der die Tiere nicht mehr erwacht sind, betrug insgesamt 1,0 Prozent.
Der Anteil genetisch veränderter Tiere 2022 betrug 79,6 Prozent, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 3,3 Prozent bedeutet. Nur 4,1 Prozent aller Versuchstiere mit genetischer Veränderung hatten dadurch gesundheitliche Beeinträchtigungen erfahren. Die überwiegende Mehrheit aller genetisch veränderten Tiere (zum Großteil Nager) zeigte keine gesundheitlichen Auffälligkeiten (95,9 Prozent).
Tötung zu wissenschaftlichen Zwecken
2022 wurden an den Max-Planck-Instituten 425.794 Versuchstiere zu wissenschaftlichen Zwecken schmerzfrei getötet. Diese Zahl beinhaltet die bereits aufgeführten Tiere, welche zur Organ- oder Gewebeentnahme verwendet wurden. An keinem dieser Versuchstiere – überwiegend Nagetiere (82,6 Prozent) und Fische (17,3 Prozent) – wurden zu Lebzeiten Eingriffe oder Behandlungen durchgeführt. Zur Erzeugung, Zucht und Erhaltung genetisch modifizierter Linien, welche ein essentielles Werkzeug für die biomedizinische Forschung darstellen, wurden 59,6 Prozent der Tiere verwendet. Auf die Entnahme von Gewebeproben entfallen 18,2 Prozent.
Trotz sorgfältiger Planung ist es unvermeidbar, dass im Rahmen der Forschungstätigkeit Tiere anfallen, welche nicht direkt in Tierversuchsvorhaben (Experimenten) verwendet werden können. Die Max-Planck-Gesellschaft ist ganz erheblich darauf bedacht, diesen Anteil (22,2 Prozent im Jahr 2022) so gering wie möglich zu halten. Nicht in Tierversuchsvorhaben verwendbare Tiere stammen überwiegend aus Zuchten genetisch modifizierter Zuchtlinien. Diese Tiere tragen aufgrund der statistisch zufälligen Weitergabe genetischer Veränderungen entsprechend der Mendelschen Regeln nicht alle für den geplanten Tierversuch benötigten genetischen Eigenschaften. Solche Tiere entstehen bei jeder Zucht genetisch veränderter Linien. Die Forschenden der Max-Planck-Gesellschaft nutzen unterschiedliche Strategien um die Anzahl dieser Tiere zu reduzieren, oder die Tiere anderweitig sinnvoll zu nutzen.