Strategien gegen Fake News
Wissenschaftlich fundiertes Maßnahmenpaket soll dabei helfen, Falschinformationen zu erkennen und zu widerlegen
Wie können wir uns vor Misinformationen im Internet schützen? Forschende haben dafür ein wissenschaftlich fundiertes Maßnahmenpaket entwickelt. Es enthält unter anderem Warnhinweise, Faktenchecks und Techniken zur Verbesserung der Medienkompetenz und soll dabei helfen, Misinformation auf individueller Ebene zu erkennen und zu bekämpfen. Die Maßnahmen richten sich nicht nur an Bürgerinnen und Bürger, sondern auch an politische Entscheidungsträgerinnen und -entscheidungsträger sowie Pädagoginnen und Pädagogen, die eine wichtige Rolle bei der Förderung von Medienkompetenz in Schulen und Institutionen spielen.
Im digitalen Zeitalter verbreiten sich Misinformationen schnell und oft mit schädlichen Folgen für die Gesellschaft. Eine Zunahme falscher und irreführender Informationen im Internet kann das Vertrauen in demokratische Institutionen untergraben, soziale Ungerechtigkeiten verstärken und die öffentliche Gesundheit gefährden. Angesichts dieser Herausforderungen konzentrieren sich Forschung und Politik zunehmend darauf, wirksame Wege zu finden, um Fake News entgegenzuwirken. Das nun entwickelte Maßnahmenpaket soll Menschen helfen, falsche Informationen im Internet zu erkennen und zu bekämpfen. Es enthält wissenschaftlich fundierte Maßnahmen, die den Einzelnen befähigen, Falschinformationen zu erkennen, nicht auf sie hereinzufallen und sie zu widerlegen.
Auf der Grundlage der Ergebnisse von 81 wissenschaftlichen Arbeiten bietet das Paket einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Arten von Strategien, ihre Wirksamkeit und die Kontexte, in denen sie getestet wurden. Jede Maßnahme dient einem bestimmten Zweck, und soll helfen, uns in der komplexen digitalen Landschaft zurechtzufinden. Einige Maßnahmen, wie Tipps zum lateralen Lesen und Überprüfungsstrategien, helfen Einzelnen, ihre Medienkompetenz zu erhöhen.
Andere, wie das Widerlegen von Fake News, Hinweise, die dazu auffordern, auf Korrektheit zu achten oder Faktencheck-Labels, brauchen die Unterstützung von Expertinnen, Politikern oder den Plattformen, um sie umzusetzen. „Wir haben es hier mit einem vielschichtigen Problem zu tun, das nicht mit einer einzigen Maßnahme angegangen werden kann. Wir müssen an mehreren Stellen gleichzeitig ansetzen“, sagt Anastasia Kozyreva, Senior Research Scientist am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Kozyreva war maßgeblich an der Entwicklung des Maßnahmenpakets beteiligt. „Seine Stärke liegt darin, dass sie einen umfassenden Überblick über verfügbare Maßnahmen gibt und ein breites Spektrum an Lösungen anbietet.“
Balance zwischen Bekämpfung von Unwahrheiten und der Wahrung der Meinungsfreiheit
Misinformation ist schwer beizukommen. Online-Plattformen wenden verschiedene Methoden wie Inhaltsmoderation und algorithmische Herabstufung an, um sie zu bekämpfen, aber diese Maßnahmen reichen nicht aus. Sie werfen auch Bedenken hinsichtlich der Meinungsfreiheit auf. Die Strategien bieten eine Alternative: Mit ihnen lassen sich fundierte Entscheidungen treffen und eine Balance zwischen der Bekämpfung von Unwahrheiten und der Wahrung der Meinungsfreiheit schaffen.
Das Paket umfasst nicht nur eine einfache Sammlung von Strategien; es ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und vielen Forschenden aus 24 Institutionen und Universitäten. Diese Zusammenarbeit hat es möglich gemacht, ein umfassendes und vielfältiges Set von Interventionen zu entwickeln, die wissenschaftlich fundiert und in verschiedenen Kontexten getestet sind. Es bietet nicht nur theoretische Ansätze, sondern auch praktische Werkzeuge, die von den Nutzerinnen und Nutzer direkt angewendet werden können. Diese gemeinschaftliche Anstrengung spiegelt das Engagement der wissenschaftlichen Gemeinschaft wider, Lösungen für das dringende Problem der Online-Misinformationen zu finden.
An wen richten sich die Strategien?
Pädagoginnen und Pädagogen können die Maßnahmen dafür einsetzen, Medienkompetenzprogramme mit einfachen Mitteln zu bereichern, während die Politik diese nutzen kann, um Vorschriften gegen Misinformationen zu gestalten. Forschende können damit die Wirksamkeit von Maßnahmen untersuchen und neue Strategien zur Bekämpfung von Misinformationen im Internet entwickeln.
Die Strategien sind zwar ein guter Ausgangspunkt, aber sie ist nicht die letzte Antwort gegen Online-Misinformationen. Es muss zudem untersucht werden, wie diese Maßnahmen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Kulturen funktionieren. Und wenn neue Formen von Misinformationen wie KI-generierte Deepfakes auftauchen, braucht es neue Strategien, um Schritt zu halten. Kontinuierliche Forschung ist wichtig, um diese Instrumente zu verfeinern und neue zu entwickeln, die den wachsenden Herausforderungen durch Misinformationen gerecht werden.
Wichtig ist, dass sich das Maßnahmenpaket auf individuelles Verhalten konzentriert. Es geht aber nicht auf größere, systemische Probleme ein, wie zum Beispiel die Verzerrung durch Algorithmen in sozialen Medien oder die wirtschaftlichen Anreize, die reißerische Inhalte fördern. Ansätze auf Systemebene – wie die Reform von Algorithmen, eine stärkere Moderation von Inhalten und wirtschaftliche Anreize gegen Misinformationen – sind ebenfalls unerlässlich, um Online-Misinformationen wirksam und nachhaltig zu bekämpfen. Dies kann nur durch die Zusammenarbeit zwischen Plattformbetreibern und politischen Entscheidungsträgern erreicht werden.