Philae im Schwebeflug
Kamera OSIRIS an Bord der Raumsonde Rosetta verfolgt die Bahn des Landers über den Kern von 67P/Churyumov-Gerasimenko
Nachdem der Lander Philae am 12. November von Rosetta abgekoppelt hatte, blieb er im Blick seiner Muttersonde. Dabei gelang dem Kamerasystem OSIRIS eine atemberaubende Sequenz von Aufnahmen, die Philae beim Flug dicht über der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko zeigen. Auf einem Bild sind sogar die Spuren der Landung zu sehen.
„Die Bildsequenz war zwar geplant, aber wir waren trotzdem überglücklich, den Lander so schön zu sehen“, sagt Holger Sierks vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, der Leiter des OSIRIS-Teams. Das jetzt veröffentlichte Mosaik zeigt Philae zu unterschiedlichen Zeitpunkten: um 16.14, 16.19. 16.23 und 16.43 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (die Angaben auf dem Foto beziehen sich auf Weltzeit).
Während OSIRIS diese Bilder aufnahm, befand sich Rosetta in einem Abstand von gut 15 Kilometern zur Oberfläche. „Wie hoch Philae zum Zeitpunkt der Aufnahmen jeweils über dem Kern schwebte, können wir aus den Bilddaten aber nicht ableiten“, sagt Sierks. Die Detailauflösung beträgt 28 Zentimeter pro Pixel, die quadratischen Insets auf der Aufnahme haben eine Kantenlänge von 17 Metern.
Besonders interessant erscheint das Foto der Landestelle um 16.43 Uhr MEZ. Im Vergleich zu der Aufnahme um 16.18 Uhr ist deutlich eine Veränderung der Oberflächenstruktur zu sehen. Tatsächlich hat Philae um 16.34 Uhr den Kometen zum ersten Mal berührt. Abdrücke der Landebeine? „Kann gut sein“, sagt Holger Sierks. „Unterschiedliche Lichtbedingungen können aber auch täuschen.“
Das letzte Teilbild des Mosaiks zeigt den Lander um 16.43 Uhr nahe einem Felsen. Den zweiten Touchdown oder gar die endgültige Position des schlafenden Philae haben Sierks und seine Kollegen bisher nicht gefunden. „Wir suchen mit Hochdruck. Es gibt durchaus Kandidaten, die im OSIRIS Team diskutiert werden“, sagt der Max-Planck-Forscher. Ihm zufolge wäre es wichtig, dass Rosetta in den nächsten Tagen wieder auf unter 20 Kilometer Abstand an 67P/Churyumov-Gerasimenko heranmanövriert würde; derzeit ist die Sonde mit der OSIRIS-Kamera etwa 40 Kilometer entfernt.
Für Rosetta selbst beginnt nun die wissenschaftliche Missionsphase. Bis Ende Dezember 2015 soll sie weiterhin den Kometen aus der Nähe erkunden. Doch schon jetzt denken die Wissenschaftler darüber nach, die Mission um neun Monate zu verlängern. Im August 2015 wird sich der Schweifstern der Sonne bis auf 186 Millionen Kilometer angenähert haben, dem 1,24-fachen des Erdabstands zur Sonne. Bis zum Jahresende 2015 hat er sich dann wieder bis auf 300 Millionen Kilometer von ihr entfernt.
„Es wäre ideal, wenn wir den Kometen noch weiter begleiten könnten, bis zu einem Sonnenabstand von 600 Millionen Kilometer“, sagt Sierks. Während 67P/Churyumov-Gerasimenko dann allmählich wieder in die Kältestarre fällt, ließen sich weitere Erkenntnisse über Veränderungen seiner Oberfläche gewinnen.
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Rosetta ist eine Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA mit Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der amerikanischen Weltraumagentur NASA. Rosettas Landeeinheit Philae wurde von einem Konsortium unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) und der französischen und italienischen Weltraumagentur (CNES und ASI) zur Verfügung gestellt. Rosetta ist die erste Mission in der Geschichte, die einen Kometen anflog, ihn auf seinem Weg um die Sonne begleitet und eine Landeeinheit auf seiner Oberfläche abgesetzt hat.
Das wissenschaftliche Kamerasystem OSIRIS wurde von einem Konsortium unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Zusammenarbeit mit CISAS, Universität Padova (Italien), Laboratoire d'Astrophysique de Marseille (Frankreich), Instituto de Astrofísica de Andalucia, CSIC (Spanien), Scientific Support Office der ESA (Niederlande), Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial (Spanien), Universidad Politéchnica de Madrid (Spanien), Department of Physics and Astronomy of Uppsala University (Schweden) und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der TU Braunschweig gebaut. OSIRIS wurde finanziell unterstützt von den Weltraumagenturen Deutschlands (DLR), Frankreichs (CNES), Italiens (ASI), Spaniens (MEC) und Schwedens (SNSB).
HOR