Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis für Catherine Heymans
Britische Astrophysikerin erhält die mit 1,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung
Die Astrophysikerin Catherine Heymans vom Institut für Astronomie der University of Edinburgh erforscht seit vielen Jahren die Dunkle Energie. Knapp Dreiviertel des Universums stecken in diesem rätselhaften Stoff, der unter anderem die beschleunigte Expansion des Weltalls erklären soll. Ebenso wie die Dunkle Materie – sie macht ungefähr ein Viertel des Kosmos aus – entzieht sich die Dunkle Energie bis heute jedoch hartnäckig der direkten Beobachtung. Die Jury hob hervor, dass Catherine Heymans dieses Gebiet mit ihren Arbeiten enorm vorangebracht habe.
„Um das dunkle Geheimnis zu verstehen, brauchen wir vielleicht eine neue Art von Physik, die für immer unseren Blick auf den Kosmos verändern wird“, sagte die Astrophysikerin. Anhand der Beobachtung von weit entfernten Himmelsobjekten versucht die Wissenschaftlerin herauszubekommen, ob Einsteins Theorie der Gravitation erweitert werden muss, um bestimmte Phänomene zu erklären. Heymans hat das Buch The Dark Universe geschrieben und ist Co-Autorin von mehr als 140 wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
„Grundlagenforschung ist Zukunftsvorsorge für morgen und übermorgen. Sie bereichert unsere Gesellschaft auf vielfältige Weise: Sie mehrt unser Wissen und ist der Keim für Ideen und Innovationen der Zukunft. Wenn Spitzenwissenschaftlerinnen wie Catherine Heymans uns helfen, das Universum zu verstehen, dann schaffen sie damit auch eine Basis für Zukunftstechnologien. Deutschland zählt heute zu den Innovationsführern, gerade weil es in der Grundlagenforschung stark ist. Diese Stärke müssen wir uns bewahren. Deshalb freuen wir uns, wenn wir Spitzenwissenschaftlerinnen wie Catherine Heymans für unseren Forschungsstandort gewinnen können“, erklärte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.
„Ich freue mich darauf, mithilfe des Max-Planck-Humboldt-Forschungspreises die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der Universität Bonn und weiteren Institutionen in Deutschland zu intensivieren“, sagte Catherine Heymans. Mit dem Preisgeld wird die Wissenschaftlerin am Bonner Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) eine Gruppe aufbauen. Peter Schneider vom AIfA hat die Forscherin für die Auszeichnung 2018 vorgeschlagen. „Wir arbeiten seit vielen Jahren überaus erfolgreich mit Catherine Heymans zusammen“, so Schneider. „Die Auszeichnung fällt bei uns auf sehr fruchtbaren Boden.“
Heymans und Schneider haben für die Universität Bonn gemeinsam ein Konzept für ein neuartiges German Centre of Cosmological Lensing (GCCL) ausgearbeitet, an dem auch Forscher des Max-Planck-Instituts für Astrophysik in Garching, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Heidelberg beteiligt sein werden.
Catherine Heymans promovierte nach dem Studium der Physik und Astrophysik an der University of Edinburgh in Oxford. Anschließend forschte sie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, am Canadian Institute for Theoretical Astrophysics, an der University of British Columbia (Kanada) und am Institut d’Astrophysique de Paris. Seit 2008 arbeitet Heymans an der University of Edinburgh, wo sie 2016 zur Professorin berufen wurde. Sie wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter einem Starting Grant des European Research Councils (ERC) sowie einem ERC Consolidator Grant und erhielt außerdem den UK Science Communicator’s Award.
Die Max-Planck-Humboldt-Medaillen gehen an…
… den Elektroingenieur Robert Wood, Professor an der Harvard University, für seine Beiträge auf dem Gebiet der weichen Robotik. Dass Roboter ihre Bewegungen weich und flexibel wie ein Mensch ausführen, also nicht so unbeirrbar wie etwa die Maschinen in der Automobil-Produktion, ist eine Voraussetzung, damit sie gefahrlos mit Menschen interagieren können. Robert Wood entwickelt unter anderem weiche Aktuatoren und künstliche Muskeln. Durch Fortschritte im bioinspirierten Design, in der Verarbeitung verschiedener Materialien mithilfe der Selbstorganisation sowie der Entwicklung neuartiger Sensoren und intelligenter Materialien ist es ihm etwa gelungen, eine Roboterbiene zu konstruieren, die wie das natürliche Vorbild fliegen kann.
… den Mathematiker Sam Payne, Professor an der University of Texas in Austin, für seine Leistungen auf dem Feld der tropischen Geometrie. Die tropische Geometrie kombiniert Methoden der algebraischen Geometrie, die abstrakte Algebra – insbesondere das Studium von Ringen – mit der Geometrie verknüpft, und der diskreten Mathematik. Letztere beschäftigt sich mit Operationen in endlichen oder zumindest abzählbar unendlichen Mengen; anders als in der Analysis spielt Stetigkeit bei ihr keine Rolle. Die Erkenntnisse aus der tropischen Geometrie fließen in vielen Gebieten ein, etwa bei der Lösung von Optimierungsproblemen oder in der mathematischen Physik. Payne hat während eines sechsmonatigen Gastaufenthalts auch bereits am Max-Planck-Institut für Mathematik geforscht.
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Die Max-Planck-Gesellschaft und die Alexander von Humboldt-Stiftung verleihen den neu ausgerichteten und mit 1,5 Millionen Euro dotierten Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis ab 2018 erstmals ausschließlich an eine Forscherin oder einen Forscher aus dem Ausland. Die Auszeichnung wird durch 80.000 Euro als persönliches Preisgeld ergänzt. Im Fokus stehen Persönlichkeiten, deren Arbeiten sich durch herausragendes Zukunftspotenzial auszeichnen. So werden mit dem Preis besonders innovative im Ausland tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für zeitlich begrenzte Aufenthalte an einer deutschen Hochschule oder Forschungseinrichtung gewonnen. Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Preis löst den Max-Planck-Forschungspreis ab, den die Humboldt-Stiftung und die Max-Planck-Gesellschaft bisher jährlich an zwei Forscherinnen oder Forscher verliehen haben.
Der Preis wird jährlich abwechselnd auf den Gebieten der Natur- und Ingenieurwissenschaften, der Lebenswissenschaften und der Geistes- und Sozialwissenschaften vergeben. Zudem können zwei weitere Personen nominiert und jeweils mit einer Max-Planck-Humboldt-Medaille ausgezeichnet werden. Diese ist mit einem Preisgeld in Höhe von 60.000 Euro dotiert.