Bernhard Schölkopf erhält den Körber-Preis
Die höchstdotierte wissenschaftliche Auszeichnung Deutschlands, die heute in Hamburg verliehen wurde, geht an den Wegbereiter der Künstlichen Intelligenz, Berhard Schölkopf. Die Körber-Stiftung würdigt damit die Beiträge des Informatikers zum Maschinellen Lernen, das die wichtigsten Methoden der Künstliche Intelligenz (KI) liefert. Der Körber-Preis ist mit einer Million Euro dotiert.
Künstliche Intelligenz schafft in immer mehr Bereichen des alltäglichen Lebens völlig neue Möglichkeiten: „KI ist im Spiel, wenn das Smartphone abgespeicherte Fotos automatisch nach Gesichtern und Themen wie Urlaub gruppiert“, erklärt Bernhard Schölkopf. „Oder Texte von einer Sprache in eine andere übersetzt.“ Der Max-Planck-Direktor hat zu diesem Erfolg wesentlich beigetragen, wofür ihm die Körber-Stiftung in diesem Jahr den höchstdotierten deutschen Forschungspreis verleiht.
Bernhard Schölkopf hat unter anderem maßgeblich an der Entwicklung von Support-Vector-Maschinen und einer allgemeineren Klasse von Algorithmen mitgewirkt, die auf ähnlichen mathematischen Prinzipien beruhen. Diese Rechenvorschriften, die Kernel-Methoden genannt werden, ermöglichen es, Objekte zu klassifizieren. So konnten schon die ersten dieser Algorithmen handgeschriebene Zahlen fast so gut entziffern wie Menschen, und allemal besser als andere Computerprogramme. Dabei gehen sie nach einem mathematisch transparenten Verfahren vor. Durch Schölkopfs Arbeiten ist es gelungen, Support-Vector-Maschinen und Kernel-Methoden für Anwendungen in vielen Bereichen weiterzuentwickeln. So werden sie heute etwa bei der Verarbeitung medizinischer Bilder, bei der Produktion von Halbleitern oder in Suchmaschinen eingesetzt.
Kausale Zusammenhänge in Daten
Heute arbeitet Bernhard Schölkopf an Algorithmen, die aus Daten kausale Zusammenhänge herleiten: „Wenn in einer geschlossenen Ortschaft ein Tempo-30-Schild so überklebt wurde, dass es wie ein Tempo-120-Schild aussieht, dann muss das KI-System eines selbstfahrenden Autos aus dem Kontext erschließen können, dass dieses Schild zu ignorieren ist“, sagt der Max-Planck-Wissenschaftler. Zu so etwas möchte er KI-Systeme befähigen, indem er sie mittels der sogenannten kausalen Inferenz robuster gegen Störeinflüsse macht.
Bernhard Schölkopf, 1968 in Stuttgart geboren, ging nach dem Studium der Physik, Mathematik und Philosophie in Tübingen und London mit einem Stipendium an die amerikanischen Bell Labs, wo sein späterer Doktorvater Vladimir Vapnik gerade anfing, an Support-Vector-Maschinen zu forschen. 1997 promovierte Schölkopf an der TU Berlin in Informatik. Nach Tätigkeiten im britischen Cambridge und in einem New Yorker Biotech-Startup wurde Schölkopf 2001 Direktor am Tübinger Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik. 2011 war er einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Tübingen.
Bernhard Schölkopf ist einer der Initiatoren des Cyber Valley, einem vom Land Baden-Württemberg geförderten Verbund akademischer und industrieller Forschungseinrichtungen in der Region Stuttgart-Tübingen, ab dem auch amerikanische Firmen beteiligt sind. Auch das ELLIS-Programms (European Laboratory for Learning and Intelligent Systems) hat er gemeinsam mit anderen Forschern angestoßen: „Wir wollen führende europäische Standorte besser miteinander vernetzen, gemeinsame Programme aufsetzen und Doktoranden ausbilden“, sagt der Wissenschaftler. „Junge Spitzenforscher sollten nicht in die USA gehen müssen, um auf dem höchsten Niveau zu arbeiten.“ Wichtig sei weiterhin eine noch umfangreichere staatliche KI-Förderung. Die Mittel des Körber-Preises will Schölkopf unter anderem in seinem Fachgebiet Kausale Inferenz und für Workshops zur Förderung des ELLIS-Projekts verwenden.
PH / BA