Die Digitalisierung im Spiel besiegen
Ein wissenschaftliches Online-Game macht künftige Veränderungen des Arbeitslebens zur spielerischen Herausforderung
Wir leben in einer Welt, in der Roboter zunehmend unsere Autos bauen, Algorithmen mit Aktien handeln und Computer Texte übersetzen. Robotik, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz verändern viele Berufe. Arbeitsplätze fallen weg, neue kommen hinzu. In dem Online-Spiel „The Automated Life“ kann jetzt jeder für sich ausprobieren, wie sie oder er in einer Arbeitswelt besteht, die sich ständig weiter automatisiert. Entwickelt wurde das Spiel im Forschungsbereich „Mensch und Maschine“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.
Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus, wenn Künstliche Intelligenz und Roboter viele Aufgaben übernehmen, die bisher von Menschen erledigt wurden? Welche Kenntnisse und Fähigkeiten sind in Zukunft gefragt? Welche Jobs fallen weg? Welche kommen hinzu? Mit diesen Themen beschäftigt sich das Online-Spiel „The Automated Life”, das von Alex Rutherford am Forschungsbereich Mensch und Maschine am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung konzipiert und entwickelt wurde. Die Spielenden beginnen in einem Beruf, der durch Automatisierung stark gefährdet ist. Sie müssen für Weiterbildungen sparen und sich auf neue Stellen bewerben, die wiederum neue Optionen für Weiterbildungen und die Karriere öffnen. Währenddessen schreitet die Automatisierung unerbittlich voran und ständig werden Jobs durch neue, technische Entwicklungen abgeschafft. Mit Blick auf die Jahre bis zur Rente und den Kontostand müssen schnell kluge Entscheidungen getroffen werden, um gegen die Digitalisierung zu gewinnen und endlich in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.
„Wir sehen immer wieder, dass die schneller werdende Automatisierung viele Menschen stresst und zu Zukunftsängsten führt. Das wollten wir in dem Spiel widerspiegeln und zeigen, wie Menschen in schlecht bezahlten Jobs die Automatisierung erleben“, sagt Alex Rutherford, Senior Research Scientist am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Am Forschungsbereich Mensch und Maschine leitet er eine Arbeitsgruppe zur Zukunft der Arbeit und forscht an der Schnittstelle von Netzwerkwissenschaft, Arbeitsökonomie und künstlicher Intelligenz. Alex Rutherford hatte die Idee zum Spiel und leitete die Spielentwicklung, bei der auch der New Yorker Spieleentwickler Francis Tseng beteiligt war. „In Computerspielen geben die Entwickler die Regeln vor und die Spieler können nur begrenzt Entscheidungen treffen. Im automatisierten Berufsleben ist es ganz ähnlich“, sagt Francis Tseng.
Das Team des Forschungsbereichs Mensch und Maschine hat bereits in der Vergangenheit mit wissenschaftlichen Online-Spielen für Aufsehen gesorgt. MyGoodness ist ein Spiel über Altruismus, das Menschen danach bewertet, wie großzügig sie spenden. Und BeeMe war ein riesiges, immersives „Social Game“, in dem an Halloween 2018 die Crowd gemeinsam einen echten Menschen steuerte und ihn auf ein Abenteuer schickte.
Das Online-Spiel „The Automated Life“ dient also auch der Forschung. Die Daten der Spielenden werden anonymisiert ausgewertet, um sie für weitere Forschung zu nutzen. „Die Automatisierung der Arbeitswelt ist ein Thema, das uns alle irgendwie betrifft, und die Gesellschaft vor Herausforderungen stellt. Daher braucht es Forschung, die die Probleme untersucht und potenzielle Lösungen aufzeigt“, sagt Alex Rutherford.