Icarus fliegt mit neuen Flügeln
Weltraumgestütztes Tierbeobachtungssystem wird mit fünf Satelliten in einer erdnahen Umlaufbahn starten
Das ursprüngliche Icarus-System, welches auf der Internationalen Raumstation installiert war, wurde in Zusammenarbeit mit der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos entwickelt und betrieben. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine wurden jedoch alle Forschungsprojekte mit Russland eingestellt, darunter auch Icarus. Nun wurde Icarus 2.0 im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der Max-Planck-Gesellschaft und dem deutschen NewSpace-Startup Talos gestartet. Die zunächst auf vier Jahre angelegte Partnerschaft wird Icarus mit einer eigenen, unabhängig betriebenen Flotte von mindestens fünf CubeSats in einer erdnahen Umlaufbahn starten.
![Christian Ziegler/Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie](/24012348/original-1737383023.jpg?t=eyJ3aWR0aCI6MjQ2LCJvYmpfaWQiOjI0MDEyMzQ4fQ%3D%3D--67a70c66c5e49d3e7d148103388b975a49e23270)
Die Partnerschaft wird neue Maßstäbe für die Beobachtung von Tierbewegungen mithilfe satellitengestützter Technologien setzen. Icarus 2.0 wird weltweit verfügbar sein und eine umfassende Erforschung zum Verlust der biologischen Vielfalt, des Klimawandels und der Ausbreitung von Tierkrankheiten ermöglichen.
Das fortschrittliche System erlaubt eine hochpräzise Beobachtung von Tieren mit GPS-Genauigkeit. Es wird Forschern mindestens einmal täglich Updates zu Tierstandorten liefern. Sobald alle fünf Satelliten in Betrieb sind, sind bis zu fünf Updates pro Tag möglich. Zusätzlich zu den Standortdaten werden die an den Tieren befestigten, fünf Gramm schweren Sender auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck und Beschleunigung messen und damit einen umfassenden Datensatz zur Unterstützung verschiedener Forschungsziele liefern.
Naturschutz, Klimawandel und Zoonosen
Martin Wikelski, Pionier des Icarus-Projekts, sagt, dass die Zusammenarbeit zwischen der Max-Planck-Gesellschaft und der Talos die Erfolgsgeschichte von Icarus fortsetzt und die Erforschung bisher unbekannter Dimensionen im Tierverhalten und der globalen Biodiversität ermöglicht. „Icarus 2.0 wird ein entscheidendes Instrument zur Bewältigung von Umweltproblemen, Klimawandel, Naturschutz und der Verfolgung zoonotischer Krankheiten wie Sars, Vogelgrippe und dem West-Nil-Virus sein. Durch den Einsatz von neuen Raumfahrt-Technologien sowie der Zusammenarbeit mit innovativen NewSpace-Startups, profitiert die Icarus-Initiative von schnelleren Entwicklungszyklen und breiteren Einsatzmöglichkeiten. So erweitern wir Reichweite und Wirkung der globalen wissenschaftlichen Forschung und Naturschutzbemühungen.“
Talos ist ein in München und Dresden ansässiges NewSpace-Startup und ein führender Innovator im Bereich von Tierortungstechnologien. Gregor Langer, CEO von Talos, sagt: „Icarus 2.0 stellt einen Quantensprung für Wildlife-Tracking und Umweltwissenschaft dar. Gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft ermöglichen wir Wissenschaftlern weltweit, tiefere Einblicke in die Ökosysteme unseres Planeten und die Bewegungen von Tieren in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zu gewinnen. Dank der zunehmenden Erschwinglichkeit von Raumfahrt-Technologien und Satelliten-Starts entwickeln sich NewSpace-Startups wie Talos zu Schlüsselakteuren bei der Förderung der wissenschaftlichen Forschung. So unterstützen wir Forschungseinrichtungen weltweit, ganz konkrete Lösungen für unser Leben auf der Erde zu liefern.“
Das Ziel der Icarus 2.0 Mission ist, die Cube-Satelliten-Konstellation in mehreren Phasen zu launchen. Der erste Satellit soll bereits im Herbst 2025 mit SpaceX 15 starten. Die Produktion des zweiten Satelliten wird Teil der SpaceX Transporter 16-Mission sein und voraussichtlich im Frühjahr 2026 starten. Die vollständige Konstellation von fünf Satelliten soll bis Ende 2026 betriebsbereit sein.