Lizenz zur Transkriptom-Analyse vergeben

Max-Planck-Innovation lizenziert neues Verfahren zur Strang-spezifischen cDNA-Sequenzierung an New England Biolabs

11. Juni 2012

Max-Planck-Innovation, die Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft, vergibt eine exklusive Lizenz für ein Verfahren zur strangspezifischen cDNA-Sequenzierung an New England Biolabs, ein weltweit führendes Unternehmen in der Herstellung von Reagenzien für die lebenswissenschaftliche Forschung. Die neue Methode, die am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin entwickelt wurde, erlaubt eine exaktere Analyse des menschlichen Transkriptoms, indem es eine zuverlässige Bestimmung ermöglicht, von welchem der beiden DNA-Stränge das jeweilige Transkript stammt. Die Methode kann so die Grundlage für die Diagnose und Behandlung zahlreicher Krankheiten wie Krebs darstellen

Die Methode zur strangspezifischen RNA-Sequenzierung setzt an der Stelle im Genom an, an der ein Abschnitt der DNA in eine entsprechende RNA-Sequenz (Transkript) umgeschrieben wird. So kann mit Hilfe des neuen Verfahrens ein komplettes RNA-Profil (Transkriptom) einer Zelle oder eines Gewebes erstellt werden. Dieses Profil liefert eine genaue Aussage darüber, welche Gene gerade aktiv sind, da nur von den aktiven Genen einer Zelle RNA-Sequenzen erstellt werden, die dann entweder zu Proteinen umgesetzt werden oder selbst eine bestimmte Funktion wie Stofftransport und Signalübertragung in der Zelle ausüben. Da mit Hilfe des Verfahrens festgestellt werden kann, welcher der beiden DNA-Stränge als Vorlage für das Transkript gedient hat, lässt sich darüber hinaus die exakte Stelle eines Gens in der DNA-Sequenz identifizieren. Auf diese Weise können Krankheitsbilder mit bestimmten RNA-Profilen in Verbindung gebracht und sogar einer spezifischen Genom-Sequenz zugeordnet werden.

Das so genannte Next Generation Sequencing ermöglicht die Sequenzanalyse von DNA und RNA-Transkripten, und erlaubt so die Bestimmung von Genen und deren Expressionsprodukten. Hans Lehrach, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut, hat zusammen mit seinen Mitarbeitern in Berlin eine Methode entwickelt, die eine präzisere Analyse des Transkriptoms ermöglicht, da sie zwischen den beiden DNA-Strängen unterscheiden kann, aus denen die Geninformation abgelesen wird. Gerade in eukaryotischen Zellen spielt diese antisense-Transkription eine wichtige Rolle, deren Analyse mit den bisherigen Methoden nur mit großem Aufwand oder mit unbefriedigenden Ergebnissen möglich war.

Die jetzt von New England Biolabs lizensierte Technologie stellt eine einfache, sehr sensitive Methode mit großem „dynamic range“ zur Strang-spezifischen Sequenzierung dar, die die bisherigen Einschränkungen überwindet. Damit wird es nun möglich, auf einfache Weise eindeutig Splicing, RNA Editing und Allel-spezifische Transkripte nachzuweisen. Das sehr zuverlässige Verfahren, das an alle modernen Sequenzierplattformen adaptierbar ist, kann so zur Gewinnung neuer Informationen über die Entstehung verschiedener Krankheiten wie Krebs führen.

Das neue Verfahren im Bereich des Next-Generation-Sequencing bietet so einen einfachen Zugang zur Information bezüglich der Strangspezifizität des Transkriptoms und ist für die Anwendung in vielen Bereichen relevant , z.B. für die Diagnose bestimmter Krebsarten, Diagnose von Autoimmun- und Herzerkrankungen sowie Pränataldiagnostik (z.B. Nachweis von Trisomie). Darüber hinaus können die gewonnenen Informationen neue Angriffspunkte für künftige Wirkstoffe liefern und die Basis für die Entwicklung neuer Medikamente darstellen. Auch eine individualisierte Arzneimitteltherapie, bei der die Patienten das für ihre Erbanlagen am besten geeignete Medikament in einer optimalen Dosierung erhalten, kann mit dem Verfahren unterstützt werden. „Der Markt für Next-Generation-Sequencing-Technologien wächst jährlich im zweistelligen Prozentbereich. Bedarf besteht vor allem im akademischen Forschungsbereich. Aber auch Labore von Krankenhäusern werden in Zukunft verstärkt Gebrauch von den neuen Technologien machen“, so Mareike Göritz, Patent- & Lizenzmanagerin bei Max-Planck-Innovation.    

 BB/HR

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