Physik-Nobelpreis für Klaus Hasselmann
Der Klimaforscher Klaus Hasselmann, ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie, erhält gemeinsam mit Syukuro Manabe (USA) und Giorgio Parisi (Italien) den Nobelpreis für Physik 2021
Klaus Hasselmann und Syukuro Manabe werden für ihre fundamentalen Beiträge zur Klimaforschung, Giogio Parisi für seine Forschung an ungeordneten Materialien und Zufallsprozessen geehrt. Klaus Hasselmann hat unter anderem ein Modell entwickelt, wie kurzfristige Wetterphänomene und langfristige Entwicklungen des Klimas zusammenhängen, wie also etwa die schnellen Temperaturschwankungen der Atmosphäre die langfristige Veränderung der Ozeantemperatur beeinflussen. Er lieferte so Belege, warum Klimamodelle trotz kurzfristiger Wetterschwankungen zuverlässige Vorhersagen liefern können. Auf diese Weise wies er gemeinsam mit anderen Forschenden den Zusammenhang zwischen dem Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Erderwärmung nach.
Der 89-Jährige beschäftigte sich schon früh mit dem menschengemachten Klimawandel und dem Treibhauseffekt. "In 30 bis 100 Jahren, je nachdem, wieviel fossiles Brennmaterial wir verbrauchen, wird auf uns eine ganz erhebliche Klimaänderung zukommen. Klimazonen werden sich verschieben, Niederschläge anders verteilen. Dann wird man nicht mehr von Zufallsergebnissen reden können", sagte er vorausschauend in einem Interview von 1988. "Man sollte sich bewusst werden, dass wir in eine Situation hineinkommen, wo es keine Umkehr mehr gibt."
Klaus Hasselmann hat ein Modell entwickelt, das Wetter und Klima miteinander verknüpft und damit die Frage beantwortet, warum Klimamodelle zuverlässig sein können, obwohl das Wetter wechselhaft und chaotisch ist. Er entwickelte auch Methoden zur Identifizierung spezifischer Signale, Fingerabdrücke, die sowohl natürliche Phänomene als auch menschliche Aktivitäten im Klima hinterlassen. Mit seinen Methoden wiesen Forschende unter anderem des Max-Planck-Instituts für Meteorologie nach, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre auf den Kohlendioxidausstoß des Menschen zurückzuführen ist.
Pionier der Erdsystemforschung
Martin Stratmann, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, gratulierte Klaus Hasselmann ganz herzlich zum Nobelpreis für Physik. "Als Gründungsdirektor unseres Max-Planck-Instituts für Meteorologie haben er und seine Kollegen in Hamburg wie auch die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz die Erdsystemforschung in Deutschland in den 1970er- und 1980er-Jahren maßgeblich vorangetrieben und international anschlussfähig gemacht", so Stratmann. "Dass daraus gleich zwei Nobelpreise resultieren – der Nobelpreis für Chemie an Paul Crutzen 1995 und nun 26 Jahre später der Nobelpreis für Physik an Klaus Hasselmann – ist für die Max-Planck-Gesellschaft ein großartiger Erfolg und gleichzeitig eine Verpflichtung, auf diesem Feld auch weiterhin zum Wohle der Menschheit zu forschen".
Pressekonferenz mit Klaus Hasselmann
Zum zweiten Mal in Folge ein Physik-Nobelpreis
Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Max-Planck-Wissenschaftler mit der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung in Physik geehrt. Reinhard Genzel, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, erhielt gemeinsam mit Roger Penrose und Andrea Ghez den Nobelpreis für Physik 2020. Die Königlich Schwedische Akademie zeichnete die Wissenschaftler für ihre Forschungen an schwarzen Löchern aus.
Wie im Vorjahr sind die Nobelpreise mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980 000 Euro) pro Kategorie dotiert. Verliehen werden die prestigeträchtigen Nobelmedaillen und Diplome traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel.
PH / BA