Balzan Preis 2021 für Alessandra Buonanno
Die Direktorin am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik wird im Bereich „Gravitation: physikalische und astrophysikalische Aspekte“ ausgezeichnet
Die Internationale Stiftung Balzan Preis zeichnet mit vier jährlich verliehenen Preisen Forschende aus, die in ihrem Tätigkeitsbereich international anerkannte Leistungen erbracht haben. Alessandra Buonanno teilt sich den mit 750.000 Schweizer Franken dotierten Preis mit Thibault Damour vom französischen Institut des Hautes Études Scientifiques (IHES). Die Preisverleihung wird am 1. Juli 2022 in Bern (Schweiz) stattfinden.
Die Balzan-Stiftung gab die Verleihung an Alessandra Buonanno und die weiteren Preisträgerinnen und Preisträger heute in einem Internet-Livestream bekannt. Alessandra Buonanno und Thibault Damour werden „für ihre führende Rolle bei der Vorhersage von Gravitationswellensignalen geehrt, die durch das Umkreisen und die Verschmelzung zweier sehr kompakter Objekte wie zum Beispiel Neutronensterne und schwarze Löcher entstehen. Ihre Arbeit war entscheidend für die Beobachtung und Interpretation von Gravitationswellen und lieferte eine äußerst genaue Bestätigung der allgemeinen Relativitätstheorie.“
„Ich freue mich sehr über diese hochkarätige Auszeichnung“, sagt Alessandra Buonanno, Leiterin der Abteilung „Astrophysikalische und Kosmologische Relativitätstheorie“ am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut/AEI) in Potsdam. „Mich freut ganz besonders, dass das Preisgeld zur Hälfte in die Nachwuchsförderung fließen wird. Mir liegt die Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sehr am Herzen. Diese haben mit ihrem Engagement, ihrer Begeisterung und ihrer Kreativität ganz wesentlich zu den Erfolgen des neu entstandenen Bereichs der Gravitationswellen-Astronomie beigetragen. Die jungen, talentierten Forschenden sind unsere Zukunft!“ Die Statuten der Balzan Stiftung schreiben vor, die Hälfte der Preissumme für Projekte zu verwenden, an denen vorzugsweise junge Forschende beteiligt sind.
Alessandra Buonanno ist eine der führenden Theoretikerinnen im Bereich der Gravitationswellenphysik. Ihre Forschung zur Modellierung von Wellenformen hat wesentlich zum Nachweis und zur physikalischen Interpretation von Gravitationswellen beigetragen, die bei der Verschmelzung von schwarzen Löchern oder Neutronensternen entstehen. Gemeinsam mit Thibault Damour entwickelte sie einen neuartigen Ansatz zur Untersuchung des Zweikörperproblems in der allgemeinen Relativitätstheorie – die effektive Ein-Teilchen-Näherung –, um hochgenaue Wellenformmodelle zu berechnen.
Buonanno ist eine der Pionierinnen der erfolgreichen Kombination von Methoden der numerischen und analytischen Relativität, mit dem Ziel, die zuverlässigsten und effizientesten Wellenformmodelle für Gravitationswellenmessungen zu entwickeln. Mit ihren Mitarbeitenden am AEI und an der University of Maryland entwickelt Buonanno auch Wellenformmodelle für die geplanten Gravitationswellen-Detektoren auf der Erde (das Europäische Einstein-Teleskop und Cosmic Explorer in den USA) und im Weltraum (Laser Interferometer Space Antenna/LISA).
Alessandra Buonanno studierte Theoretische Physik in Pisa und lehrte und forschte in Paris und an der University of Maryland, wo sie 2010 als Professorin berufen wurde. Sie ist Principal Investigator der LIGO Scientific Collaboration. Für ihre Beiträge zu den Entdeckungen von LIGO und Virgo wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter 2018 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis – dem renommiertesten deutschen Forschungspreis – und 2021 mit der Galileo-Galilei-Medaille und der Dirac-Medaille. Im Jahr 2021 wurde sie zum Mitglied der Deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der US National Academy of Sciences und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Buonanno ist Fellow der International Society on General Relativity and Gravitation und der American Physical Society. Sie hat eine Professur an der University of Maryland und Honorarprofessuren an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Potsdam inne.
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Die Internationale Stiftung Balzan Preis hat sich die weltweite Förderung von Kultur und Wissenschaften sowie von verdienstvollen Initiativen für Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern zum Ziel gesetzt. Die jährlichen Balzan Preise werden in den Kategorien Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Kunst als auch Physik, Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin von einem Komitee ausgewählt. Die vier jährlichen Preise, zwei pro Kategorie, werden an Forscherinnen und Forscher sowie Künstlerinnen und Künstler vergeben, die in ihrem Tätigkeitsbereich international anerkannte Leistungen erbracht haben.
Seit 2001 müssen die Ausgezeichneten laut Statuten die Hälfte der Preissumme für Forschungsprojekte verwenden, an denen vorzugsweise junge Wissenschaftler beteiligt sind.
EM / HOR