Mehr Speicher auf der Festplatte: Hit der Forschungswelt

Stuart Parkin als Clarivate Citation Laureate ausgezeichnet

Entscheidend für die Ernennung zum Citation Laureate ist vor allem, wie oft eine Forschungsleistung in der Wissenschaftswelt zitiert wurde. Auch wenn bei dieser Auszeichnung die Forschung selbst nicht ausschlaggebend für die Nominierung ist, zeigt Stuart Parkin, dass seine Arbeit kommerzielle Festplattenspeicher revolutionieren könnte.

Stuart Parkin, Direktor am Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik in Halle, wird für seine Forschung auf dem Gebiet der Spintronik und insbesondere für die Entwicklung von Racetrack-Speichern zur Erhöhung der Datenspeicherdichte als Citation Laureate ausgezeichnet. Er ist der einzige Preisträger aus Deutschland. Bei dieser Auszeichnung kommt es vor allem darauf an, dass die Publikationen in hochrangigen Fachzeitschriften überdurchschnittlich oft, nämlich mehr als 2.000 Mal, zitiert wurden. Dies ist nur bei etwa 0,01 Prozent aller Publikationen der Fall. Um die Citation Laureates zu identifizieren, führt das Institute for Scientific Information (ISI), das zur Clarivate-Gruppe gehört, jährlich eine umfassende Analyse der Publikations- und Zitationsdaten durch. Wer zum Citation Laureate gekürt wird, hat zumindest statistisch auch Chancen auf den Nobelpreis: Seit der Einführung des Preises im Jahr 2002 haben insgesamt 71 Citation Laureates einen Nobelpreis erhalten.

Das Gedächtnis der Spins

Parkins Erfindungen auf dem Gebiet der Spintronik haben die Computertechnik revolutioniert. Denn sie ermöglichen es, die Speicherdichte von herkömmlicher Festplatten um das 1000-Fache zu erhöhen. "Es hat acht Jahre gedauert, das Grundkonzept zu beweisen. Wir haben dazu einen Artikel in Science veröffentlicht, in dem dieses Konzept beschrieben wird und der mehr als 5.000 zitiert wurde. Es ist eine meiner am häufigsten zitierten Arbeiten", beschreibt Parkin den langen Weg zum Erfolg. Die Spintronik unterscheidet sich grundlegend von der Art und Weise, wie Daten bisher auf Festplatten gespeichert wurden.

Während herkömmliche Festplatten Informationen in Form von kleinen elektrisch geladenen Paketen in Speicherzellen ablegen, nutzt der so genannte magnetische Racetrack-Speicher das Grundprinzip des Elektronenspins. Der Spin der Elektronen ist eine quantenmechanische Eigenschaft. Der Spin kann nach oben oder nach unten gerichtet sein. Man kann sich den Effekt wie eine Ladungswolke vorstellen, die sich um die eigene Achse dreht. Dabei entsteht ein gegenpoliges Magnetfeld: Ein Pol zeigt nach oben, der andere nach unten. Im Fall eines einzelnen Elektrons verhält es sich ähnlich: Der Spin macht aus Elektronen kleine magnetische Einheiten. Information lassen sich hier über die magnetischen Zustände des Spins von Elektronen speichern. Den Namen trägt der Racetrack-Speicher übrigens deswegen, weil er die kleinen Magnete mit Geschwindigkeiten von einigen Kilometern pro Sekunde bewegt. 

Für seine Pionierarbeit wurde Stuart Parkin mehrfach ausgezeichnet. „Forschung wie die von Stuart Parkin ist im besten Sinne des Wortes transformativ: Sie liefert nicht nur hochwertige, bahnbrechende Erkenntnisse, sondern hat das Potenzial, ganze Generationen zu prägen", sagt Claudia Becker, Rektorin der Martin-Luther-Universität Halle, an der Parkin als Professor für Physik lehrt. Auch der Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, Armin Willingmann, findet lobende Worte: „Stuart Parkin steht damit in der Tradition vieler kluger Köpfe, die von Sachsen-Anhalt aus mit ihren innovativen Ideen die Welt verändert haben.“

Weitere Auszeichnungen mit dem Clarivate Citation Award

Die diesjährigen Laureates haben bedeutende Beiträge in einer Vielzahl von Bereichen geleistet, darunter Krebsbehandlung, menschliche Mikrobiome, synthetische Genschaltkreise, Spintronik, Designer-Molekularstrukturen, Schlaf-Wach-Zyklen, Wohlstandsungleichheit und städtische Wirtschaft. Sechzehn der Ausgezeichneten sind an führenden akademischen Einrichtungen in den Vereinigten Staaten tätig, je zwei in Japan, dem Vereinigten Königreich und Frankreich und einer in Deutschland. Die Ausgewählten gehören zu einer elitären Gruppe, deren Forschungspublikationen häufig zitiert werden und die bereits einen tiefgreifenden und oft transformativen Einfluss auf ihr Forschungsgebiet ausgeübt haben.

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