Rauchsäulen über einem bergigen Waldgebiet

Fakten zu Waldbränden

Die Wissenschaft beantwortet grundlegende Fragen zu Waldbränden in Deutschland und der Welt

Im Sommer mehren sich die Berichte über Waldbrände, die in den Anrainerstaaten des Mittelmeers, sowie in Kanada, den USA oder in Zentralasien aus der Kontrolle geraten sind. Und die Fallzahlen steigen seit einigen Jahren, auch in ganz Mittel- und Nordeuropa und in Deutschland. Der menschengemachte Klimawandel sorgt für mehr brennbare Vegetation und wenn es einmal brennt, kam der zündende Funke etwa in Deutschland ebenfalls vom Menschen – zumindest in den allermeisten Fällen. Zeit für einen Blick auf die Fakten im Kontext.

 

Brennt es in Deutschland heute mehr als damals?

Die Waldbrandsituation in Deutschland im internationalen Vergleich

Woher kommt der zündende Funke?

Warum spitzt sich die Lage auch in Deutschland zu?

Wer sind die Interessensvertreter des deutschen Waldes und was sind ihre Anliegen?

Welche Rolle spielt das Global Fire Monitoring Center, eine Einrichtung des Max-Planck-Instituts für Chemie?

 

Brennt es in Deutschland heute mehr als damals?

Ja, laut einer Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft standen zwischen 1991 und 2017 durchschnittlich und pro Jahr etwa 680 Hektar Wald in Flammen. Darin sind auch die Brände von 1992 enthalten, hier brannten während eines besonders trockenen Frühlings ganze 4.000 Hektar Wald.

In den durch lange Trockenzeiten geprägten Jahren zwischen 2018 und 2022 griff das Feuer besonders um sich: Über 2.000 Hektar Waldbrandfläche in den Jahren 2018 und 2019 und über 3.000 Hektar im Jahr 2022. Das übersteigt den Durchschnittswert zwischen 1991 und 2017 um mehr als das Doppelte.

Brände auf landwirtschaftlichen Flächen werden statistisch nicht erfasst und erfahren weniger mediale Aufmerksamkeit. In Brandenburg und Bayern griffen vor allem 2022 und 2023 Feldbrände auf Ortschaften über. Die Ursachen reichen von heiß gelaufenen Maschinen bis zu Funken, die das Schneidwerk eines Mähdreschers versprüht, wenn er einen Stein erwischt hat.

Die Waldbrandsituation in Deutschland im internationalen Vergleich

Der Waldzustandsbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft dokumentiert einen Wald mit ausgeprägten Trockenschäden: Nimmt man alles zusammen, inklusive Sturmschäden, wurden seit 2018 etwa 500.000 Hektar durch die Folgen des Klimawandels in Mitleidenschaft gezogen, Tendenz steigend. Das sind fünf Prozent der gesamten Waldfläche Deutschlands oder etwas weniger als die Fläche des Schwarzwaldes. Der Schaden der letzten fünf Jahre beziffert sich auf etwa 20 Milliarden Euro.

Diese Informationen basieren auch auf einer flächendeckenden Überwachung aus dem All mit dem Satelliten Sentinel-2 des Europäischen Copernicus Erdbeobachtungsprogramms.

Kanada hat mit über 200 Millionen Hektar nach Russland und Brasilien die größte Waldfläche. Hier handelt es sich nicht um einen vom Menschen geformten Kulturwald wie in Deutschland, sondern um einen ursprünglichen Naturwald. Deutschlands Waldfläche beträgt nur etwa fünf Prozent dessen.

Während in Kanada in den 2010er Jahren jährlich im Schnitt zwei Millionen Hektar Wald von Feuer betroffen waren, waren es im Jahr 2023 über 18 Millionen Hektar. Laut einer Studie setzten die Brände 2023 knapp drei Gigatonnen CO2 frei. Das entspricht dem Fünffachen der gesamtdeutschen Emissionen aus fossiler Verbrennung im Jahr 2023 und acht Prozent der weltweiten Emissionen im selben Jahr.

Während die CO2-Emissionen von Vegetationsbränden bisher etwa durch nachwachsende Vegetation wieder eingelagert werden konnten, entsteht durch den Klimawandel eine neue Situation. Wenn nach Bränden aufgrund der veränderten Klimabedingungen nicht die gleiche Wald- oder Offenlandvegetation nachwachsen kann und wenn die Böden degradieren, verbleibt der Anteil des CO2, das nicht mehr gebunden werden kann, in der Atmosphäre. In diesem Fall liefern die Bände einen Netto-Eintrag von CO2 in die Atmosphäre.

In einer aktuellen Studie, veröffentlicht in Nature Ecology and Evolution, wurden fast 90 Millionen Satellitenszenen ausgewertet, die das Feuergeschehen auf dem gesamten Globus in den letzten 20 Jahren abbilden. Demnach sind besonders extreme Vegetationsbrände heute etwa doppelt so häufig und heftig als noch vor 20 Jahren. Die sechs extremsten Brände wüteten in den letzten sieben Jahren.

Woher kommt der zündende Funke?

In Kanada oder Sibirien entfacht der Blitzschlag etwa 20 bis 30 Prozent der Waldbrände. Solche Feuer sind natürlich und kommen in Abständen von Jahrzehnten bis Jahrhunderten vor. Aber auch vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung spielen eine Rolle.

In Deutschland liegen natürliche Ursachen im unteren Prozentbereich, während andere Faktoren von Jahr zu Jahr schwanken. Vorsätzliche Brandstiftung spielte 2023 mit etwa drei Prozent eine geringe Rolle, 2022 hingegen wurden fast 36 Prozent der Wälder durch Vorsatz in Brand gesetzt. Um die 10 Prozent der bewaldeten Flächen brannten 2022 durch Fahrlässigkeit, 2023 waren es 14 Prozent. Für 42 Prozent beziehungsweise 77 Prozent der in den Jahren 2022 beziehungsweise 2023 verbrannten Flächen konnte keine Ursache ermittelt werden.

Warum spitzt sich die Lage auch in Deutschland zu?

Der Klimawandel begünstigt extreme Wetterlagen, wie etwa hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit oder langanhaltende Trockenperioden. Letztere erhöhen das Risiko von Vegetationsbränden, die schwerer unter Kontrolle zu bringen sind, als im bisherigen ausgeglichenen Klima.

Insbesondere Fichtenmonokulturen, die in Deutschland grob ein Viertel des Baumbestandes ausmachen, leiden unter den hohen Temperaturen des Klimawandels. In Deutschland werden durch Trockenstress geschwächte Fichtenbestände leicht von Borkenkäfern befallen. Werden solche Bäume nicht entfernt, kann sich der Schädling rasant vermehren. Im Wald verbliebenes Totholz war neben der Trockenheit einer der Gründe, warum die Waldbrände in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz und im Harz im Jahr 2022 nur schwer unter Kontrolle zu bringen waren.

Wer sind die Interessensvertreter des deutschen Waldes und was sind ihre Anliegen?

Seit dem 18. Jahrhundert wird der Wald in Deutschland nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit bewirtschaftet. Der Klimawandel ist aber erst seit ein paar Jahrzehnten Thema.

Die Forstverwaltungen setzen die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes um. Es sollen die vielfältigen Funktionen des Kulturraums Wald für die nachfolgenden Generationen erhalten werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Gewinnung von Holz als erneuerbarer Rohstoff

  • Schutz von Siedlungen vor Lärm, Hochwasser, Hangrutschen oder Lawinen

  • Erholung

  • Anreicherung von Biomasse für die Speicherung von CO2

  • Erhaltung und Erhöhung von Biodiversität, etwa indem man Totholz als Lebensraum zurücklässt

  • Experimenteller Anbau verschiedenen Baumarten, die dem Klimawandel eventuell besser trotzen können

Die Waldbesitzer – seien es private oder öffentliche wie Gemeinden, die Bundesländer oder der Bund – ergreifen Maßnahmen, um Waldbränden vorzubeugen. Hierfür wählen sie geeignete Baumarten aus, bestimmen welche Vegetation wo wächst, durchforsten den Bestand und bauen lichtere Korridore aus. Für die Brandbekämpfung bauen sie zudem Wege aus oder legen Löschwasserteiche an.

Feuerwehren bekämpfen einen Waldbrand, ist dieser einmal ausgebrochen. In Deutschland erleichtert ein sehr gut ausgebautes Netz von Waldwegen und -straßen den Feuerwehren, die Wälder mit ihren Fahrzeugen anzusteuern. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre rüsten sich Feuerwehren zunehmend mit kleineren geländegängigen Fahrzeugen aus, sowie mit Handgeräten, mit denen sich Bodenfeuer in unwegsamen Gelände schnell und einfach bekämpfen lassen.

Die Wissenschaft der Feuerökologie erforscht, ob das Forstmanagement sein Portfolio um ein Feuermanagement erweitern könnte, das sich an dem Vorbild natürlicher Brände in Kanada oder Sibirien und den Erfahrungen des Globalen Südens orientiert. Sie unterstützt Feuerwehren und Forstverwaltungen dabei, neue Strategien zu entwickeln, die eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels ermöglichen.

Welche Rolle spielt das Global Fire Monitoring Center?

Das Global Fire Monitoring Center, angesiedelt am Max-Planck-Institut für Chemie, fördert den Wissenstransfer in die Praxis und Absprachen zwischen den einzelnen Akteuren, um Wege auszuloten, mit denen sich die Funktionen des Kulturwaldes in Deutschland auch unter dem Druck der Trockenheit und Waldbrände erhalten lassen.

 

Zusammengefasst von Tobias Beuchert am 17. Juli 2024

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