Anti-Stress-Wirkstoff reduziert Fettleibigkeit und Diabetes

Hemmstoffe des Proteins FKBP51 könnten zur Diabetes-Therapie eingesetzt werden

12. Dezember 2017

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München haben nachgewiesen, dass Diabetes durch ein Stressprotein im Muskelgewebe begünstigt wird. Dies könnte eine vollkommen neue Behandlung der Stoffwechselerkrankung ermöglichen.

Vom Protein FKBP51 wissen Forscher schon länger, dass es in Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen und Angststörungen steht. Es ist an der Regulierung des Stresssystems beteiligt – ist das gestört, können psychische Erkrankungen entstehen. Nun haben Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie eine neue überraschende Rolle dieses Proteins entdeckt: Es fungiert als molekulares Bindeglied zwischen dem Stress-Regulationssystem und Stoffwechselvorgängen im Körper.

„FKBP51 beeinflusst im Muskelgewebe eine Signalkaskade, die bei zu großer Kalorienzufuhr zur Entstehung von Glukoseintoleranz führt, also dem Kernsymptom von Typ II Diabetes“, erklärt Projektleiter Mathias Schmidt. Viel fettreiche, ungesunde Ernährung bedeutet Stress für den Körper. FKBP51 wird daraufhin vermehrt im Muskel gebildet und führt fatalerweise dazu, dass Glukose vermindert aufgenommen wird – Diabetes und Fettleibigkeit können entstehen.

Blockiert man FKBP51, so kommt es auch nicht zu Diabetes – selbst dann nicht, wenn weiterhin ein Überangebot an Kalorien zugeführt wird, wenn der Stress für den Körper also bestehen bleibt. Weniger FKBP51 im Muskelgewebe bedeutet weniger Glukoseintoleranz und damit einen normal weiterlaufenden Stoffwechsel.

Protein-Hemmung liefert neuen Behandlungsansatz

Das Protein FKBP51 kann durch Moleküle gehemmt werden, die am Max-Planck-Institut von Felix Hausch (heute Universität Darmstadt) entwickelt wurden. Zusammen mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Darmstadt sollen diese Substanzen, gefördert vom Bayerischen Staatministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, zu klinischen Testpräparaten weiterentwickelt werden. „Denn diese Erkenntnisse liefern einen vollständig neuen Behandlungsansatz für Diabetes und weitere Stoffwechselerkrankungen“, so die Einschätzung von Alon Chen, Direktor am Max-Planck-Institut für Psychiatrie.

AS/HR

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