Zweimal erfolgreich
Marietta Auer und Iain Couzin, die beide an Max-Planck-Instituten forschen, erhalten den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
Marietta Auer ist Professorin am Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frankfurt und an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Iain Couzin forscht am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie und der Universität Konstanz. Der Leibniz-Preis, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung Deutschlands, ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert und wird in jedem Jahr an bis zu zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben.
Marietta Auer hat zu einem umfassenden rechtsphilosophischen Verständnisses des Privatrechts im Verhältnis zum öffentlichen Recht beigetragen. Bereits ihre Doktorarbeit und ihre Habilitationsschrift gelten als bahnbrechende Arbeiten der Rechtstheorie: In Ersterer zeigt Auer die grundlegenden Spannungen zwischen individueller Freiheit und kollektivistischer Sorge für die Schwächeren auf.
In ihrer Habilitation erarbeitet sie eine Philosophie des Privatrechts der Moderne, in der das Recht – insbesondere das Recht auf Eigentum – als grundlegend für die Konstitution sozialer Beziehungen und des modernen Selbst angesehen wird. Damit eröffnete sie eine neue Perspektive auf die Beziehung zwischen dem Privatrecht einerseits, das die Freiheit des Individuums garantieren soll, und dem öffentlichen Recht andererseits, das soziale Ordnung schaffen soll.
Das „Couzin-Modell“
Iain Couzins Arbeiten auf dem Gebiet der Verhaltensbiologie haben zu einem grundlegend neuen Verständnis von kollektivem Verhalten geführt haben. Der Verhaltensbiologe kombinierte bereits früh modernste Techniken von der automatisierten Erfassung von Bewegungsmustern über maschinelle Lernalgorithmen bis hin zu computergestützten Modellen. Auf diese Weise gelang es ihm, die Regeln zu identifizieren, nach denen kollektives Verhalten, etwa von Insekten-, Fisch- oder Vogelschwärmen, ermöglicht wird.
Zum Beispiel konnte er nachweisen, dass wenige Verhaltensregeln für jedes Gruppenmitglied die Bewegung der ganzen Gruppe voraussagen können. Es ist als „Couzin-Modell“ nicht nur in die Biologie eingegangen, sondern beeinflusst weit darüber hinaus auch in Physik, Robotik und Sozialwissenschaften das Verständnis von Entscheidungsfindungen und Gruppenstrukturen. Neben wissenschaftlichen Auszeichnungen erhielt er mehrere Preise für sein Engagement in der Wissenschaftskommunikation.
Zum Leibniz-Preis
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG verliehen. Pro Jahr können bis zu zehn Preise mit einer Preissumme von jeweils 2,5 Millionen Euro verliehen werden. Mit den zehn Preisen für 2022 sind bislang insgesamt 398 Leibniz-Preise vergeben worden. Davon gingen 127 in die Naturwissenschaften, 115 in die Lebenswissenschaften, 95 in die Geistes- und Sozialwissenschaften und 61 in die Ingenieurwissenschaften. Insgesamt haben bislang 425 Nominierte den Preis erhalten, darunter 358 Wissenschaftler und 67 Wissenschaftlerinnen.
Zwei Leibniz-Preisträgerinnen und acht Leibniz-Preisträger haben nach der Auszeichnung auch den Nobelpreis erhalten, allesamt Max-Planck-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler: Hartmut Michel (Chemie, 1988), Erwin Neher und Bert Sakmann (beide Medizin, 1991), Christiane Nüsslein-Volhard (Medizin, 1995), Theodor W. Hänsch (Physik, 2005), Gerhard Ertl (Chemie, 2007), Stefan W. Hell (Chemie, 2014), Emmanuelle Charpentier (Chemie, 2020) und Reinhard Genzel (Physik, 2020) sowie 2021 Benjamin List (Chemie).
DFG/BA