„Den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten wir durch unsere Forschung“
Hochkarätiges Podium bei der Max-Planck-Festversammlung diskutiert multidisziplinäre Lösungsansätze, um dem Klimawandel zu begegnen
Unweit des Brandenburger Tors rückte am Abend des 12. Juni bei der Festversammlung in der AXICA Eventlocation das Thema Klimawandel als eines der drängendsten Themen unserer Zeit in den Fokus. In seiner Rede betonte Max-Planck-Präsident Patrick Cramer die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung, interdisziplinärer Zusammenarbeit und internationaler politischer Maßnahmen, um die immer deutlicher spürbaren Folgen der globalen Klimakrise zu bewältigen. Damit stimmte er die rund 550 Gäste, darunter auch den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, auf die Vielschichtigkeit der erwarteten Podiumsdiskussion ein.
Letztes Update vom 13.Juni, 17:30h (Die Meldung wurde fortlaufend aktualisiert)
„Was können wir tun?“ – mit dieser Frage legte der Max-Planck-Präsident bereits in seiner Rede die zentrale inhaltliche Stoßrichtung des Abends fest. So ging Cramer nicht nur auf konkrete Klimaschutzmaßnahmen ein, die Max-Planck leistet, etwa den vom Senat verabschiedeten Climate Action Plan, der die CO2-Emissionen der MPG bis 2029 halbieren soll, ohne dabei die Forschung einzuschränken. Er betonte auch die gesamtgesellschaftliche Tragweite der Grundlagenforschung: „Den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten wir durch unsere Forschung.“ Cramer weiter: „So hoffnungsvoll die Ergebnisse aus den Natur- und Technikwissenschaften auch stimmen: durch sie alleine können wir weder die Transformation voranbringen noch den Klimawandel eindämmen. Wir brauchen die Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften.“
Klimaschutz, Wirtschaft und internationales Recht im Wechselspiel
Wie wichtig es für einen gelingenden Klimaschutz sei, die Mechanismen der Weltwirtschaft zu nutzen, die Gesellschaft mitzunehmen und geeignete rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, zeigte die anschließende Podiumsdiskussion. Helene Bubrowski, selbst promovierte Völkerrechtlerin und stellvertretende Chefredakteurin von Table.Media, führte durch dieses äußerst komplexe Themenfeld von Klimaschutz, Wirtschaft und öffentlichem Recht.
Filippo Grandi, Hoher Flüchtlingskommissar bei den Vereinten Nationen, Marcus Hicken, Beauftragter für Energieaußenpolitik sowie Klima und Sicherheit im Auswärtigen Amt, Anne Peters, Direktorin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, und Axel Ockenfels, Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, diskutierten unter anderem über die Datenlage zur Klimaflucht. Laut Filippo Grandi sei diese momentan eher spekulativ als verlässlich, da Klima als Fluchtursache diffus und schwer fassbar sei, denn es spielten auch Konflikte oder Kriege aufgrund von Klimaveränderungen mit hinein oder der Verlust der Lebensgrundlage. Das führte dann weiter zur Frage, welcher Rechtsrahmen anwendbar sei auf Klima- oder Umweltflüchtlinge. Hier führte Völkerrechtlerin Anne Peters aus, dass der Begriff „Klimaflüchtling“ weder in der Genfer Flüchtlingskonvention noch im deutschen Recht als Status definiert – und auch irreführend sei. Aufgrund der fundamentalen klimabedingten Auswirkungen werde immer häufiger auf die Menschenrechte zurückgegriffen, etwa in Argumentationen vor Gerichten. Zur Rolle der Gerichte diskutierte das multidisziplinär zusammengesetzte Podium ebenso wie zu den Fragen, ob das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 einen Webfehler hätte und wie es generell mit der internationalen Solidarität und weltweiten Klimagerechtigkeit stünde.
Wer die rege Diskussion nacherleben möchte, findet eine Aufzeichnung der Talkrunde auf dem Max-Planck-YouTube-Kanal.
Sektionsübergreifender Austausch par excellence:
Das Networking Symposium
Ein neuer Veranstaltungsteil der Max-Planck-Jahresversammlung ist das Networking-Symposium, das Gruppenleitungen aus allen Sektionen eine Möglichkeit bietet, ihre Forschung vorzustellen. Am13. Juni hielten 19 Ausgewählte im Hahn-Hörsaal im Harnack-Haus einen Kurzvortrag gefolgt von einer moderierten Diskussion. Im Anschluss gab es Raum, um sich mit Wissenschaftlichen Mitgliedern und wissenschaftlich Interessierten aus der Max-Planck-Community auszutauschen. Entstanden ist das Symposium auf Anregung des Präsidenten, konzipiert und umgesetzt wurde es von der Abteilung Personalentwicklung und Chancen in engster Kooperation mit dem MPG LeadNet.
Die zuvor ausgewählten Kurzvorträge wurden in vier Panels gegliedert und jeweils von einem Moderationsduo begleitet. Die Vortragenden hatten jeweils drei Minuten, um ihr Thema für alle verständlich zu erklären, ähnlich wie in einem Elevator Pitch.
Medaillen und Preise für den Nachwuchs
Auch in diesem Jahr wurden herausragende junge Nachwuchsforschende mit verschiedenen Preisen geehrt, etwa der Otto-Hahn-Medaille für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben. Die feierlichen Verleihungen des mit 7500 Euro dotierten Preises fanden im Rahmen der Sektionssitzungen statt. Der Preis wird bereits seit 1978 jedes Jahr vergeben. Alle Preise und Ausgezeichneten sind hier vorgestellt.
Aus dem Kreis der Ausgezeichneten heben sich drei junge Wissenschaftlerinnen nochmals besonders hervor, nämlich Ida Marie Astad Jentoft vom MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, Laura Olivera-Nieto vom MPI für Kernphysik und Sophie-Marie Humbert vom MPI zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht. Sie wurden zusätzlich mit dem Otto-Hahn-Award ausgezeichnet. Der Preis ermöglicht zunächst einen Forschungsaufenthalt im Ausland. Im Anschluss daran können die Nachwuchswissenschaftlerinnen als Gruppenleiterin eine Forschungsgruppe mit eigenem Forschungskonzept an einem Max-Planck-Institut aufbauen.
Siegerteam Batene erhielt Max-Planck-Gründungspreis des Stifterverbandes
Zum Auftakt der Jahresversammlung am Abend des 11. Juni 2024 war der Max-Planck-Gründungspreis des Stifterverbands an das Start-up Batene verliehen worden. Max-Planck-Präsident Patrick Cramer, Volker Meyer-Guckel, Generalsekretär des Stifterverbandes, und Anna Christmann, Beauftrage für die Digitale Wirtschaft und Start-Ups im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimawandel, diskutierten zunächst zur Start-up-Szene in Deutschland. Es ging vor allem um Ideen, diese weiter anzukurbeln und Science Entrepreneurship im Wissenschaftsbetrieb zu fördern – wie etwa durch den Gründungspreis. Das Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft sei nicht mehr starr zu betrachten, die einen liefern Erkenntnisse, die anderen übernehmen die Umsetzung und Vermarktung. Es gehe vielmehr darum, ein System zu ermöglichen mit durchlässigen und sich überschneidenden Grenzen, um das Gründen attraktiver und leichter zu machen. Dafür müsse zum Beispiel auch, so Patrick Cramer, die Expertise der Max-Planck-Institute noch besser quer vernetzt werden. Max-Planck-Innovation sei da ein hervorragender Partner.
In ihrer Laudatio begründete die Vizepräsidentin und Vorsitzende der Preisjury Claudia Felser, warum eine der sieben Einreichungen besonders überzeugt hätte: „Dank der von Batene entwickelten Technologie können Batterien bis zu 80 Prozent mehr Energie speichern – insbesondere Automobil- und Batteriehersteller zeigen großes Interesse. Beeindruckt hat uns (die Jury) darüber hinaus die bisherige – und wir reden hier von einem Zeitraum von zwei Jahren – technisch-wissenschaftliche und unternehmerische Leistung.“ So existiere bereits ein weit entwickeltes Patentportfolio sowie ein Lizenzvertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft. „Ebenfalls stimmen die finanzielle Ausstattung und die damit verbundene Anfangsbewertung der Batene zuversichtlich, dass hier etwas wirklich Großes am Entstehen ist.“
In der anschließenden Talkrunde sprühte das Siegerteam vor Begeisterung und Motivation: Joachim Spatz, Direktor am MPI für medizinische Forschung, Martin Möller, der zuvor das Leibniz-Institut für Interaktive Materialien (DWI) in Aachen geleitet hat, und T. D. Thanh Nguyen, die ebenfalls vom DWI kam und dort kaufmännische Direktorin war, erzählten auch vom nächsten Etappenziel: So wird aktuell eine Pilotanlage für die Produktion von Fasern, Vlies und Elektroden aufgebaut, um zu zeigen, dass sich das Verfahren auch im großen Stil skalieren lasse. Zunächst würde nun vor allem eines: Gemeinsam mit dem Team von einem Teil des Preisgeldes gefeiert!
Max-Planck am Standort Berlin
In Berlin sind mehrere Max-Planck-Institute und -Einrichtungen angesiedelt und insgesamt rund 1.400 Mitarbeitende tätig.
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- Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte
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